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Mooo…ria

Das Flüchtlingslager auf Lesbos lässt mich stets an Mordor denken - die Stadt des Bösen in Tolkiens „Herr der Ringe“. Vielleicht wegen des Klangs. Mooo…ria tönt ähnlich wie Mooor…dor. Ein unheilverkündendes tonvolles Omen. Der Vergleich ist nicht erfunden, und er soll auch nicht von der menschlichen Tragödie ablenken, die sich auf der ostägäischen Insel abspielt. Vielmehr ist es blosse Hilflosigkeit ob der erschütternden Berichte und Bilder aus dem abgebrannten Flüchtlingscamp, wenn ich hier ein dummes Wortspiel und befremdliche Assoziationen zum Besten gebe.

Saluz Mutter und KindNur schwach erinnere ich mich dagegen noch an den Spätherbst 1982, als ich meinen Urlaub auf Lesbos verbrachte und den romantischen Hirtenroman „Daphnis und Chloe“ des antiken griechischen Schriftstellers Longos las und an einem verträumten Platz oberhalb der Küste auf haufenweise vermeintlich antiker Tonscherben stiess. Ziemlich verblasst ist auch die Erinnerung an das pittoreske im gleichnamigen Bezirk gelegene Bergdorf Petra, wo ich Margaret Chant Papandreou, der zweiten und damaligen Noch-Ehefrau des griechischen Ministerpräsidenten Andreas Georgiou Papandreou begegnete. Sie war Ehrengast eines im nahegelegenen Luxushotel stattfindenden Frauenkongresses.

Heute lese ich keine romantischen Romane mehr, sondern Meldungen, die mich betroffen machen und die mir keine Ruhe lassen. Übertitelt sind sie etwa mit „Situation in Moria eskaliert“, „Der grosse Moria-Irrtum“, „Allein gelassen in den Ruinen von Moria“ oder „Die Katastrophe, die nicht enden will“. Ich frage mich, was man für die tausenden von verzweifelten Flüchtlingen tun kann, die ihren Glauben an eine Zukunft verloren haben und jetzt ohne Dach über dem Kopf auf Hilfe oder ein Wunder warten. Wie soll man als Einzelperson reagieren, wenn sich nicht einmal die Regierungen der westlichen Welt entschliessen können, Soforthilfe im nötigen Umfang zu leisten. Ohnmacht breitet sich aus. Die Bilder des Elends sind allgegenwärtig und verfolgen mich.

Doch der Brand im Flüchtlingslager wirft auch Fragen auf. Wer ist schuld, wer ist verantwortlich dafür? Ist überhaupt noch auszumachen, wer wofür die Verantwortung trägt? Selbst wenn sich der Verdacht bestätigen sollte, dass Flüchtlinge das zerstörerische Feuer selber gelegt haben, bliebe die Frage nach der Verantwortung unbeantwortet. Die Situation in Moria war auch vor dem Brand längst ausser Kontrolle geraten.

Das Kopf-Karussel dreht und die Gefühle spielen verrückt. Wenn nur wenigstens klar wäre, was man denken und empfinden soll! Verzweiflung kann und darf es nicht sein. Und Hoffnung? Darf man überhaupt noch hoffen? Eines steht fest - wegschauen ist keine Option. Menschliches Leid kennt keine Grenzen, und schon gar keine geografischen. Moria ist überall, auch hier bei uns. Nur so, als Denkanstoss…


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